Today is summer. Idleness breeds evil, so some think. Sweet idleness, origin of creativity, it is for others. Creatively, I decide that my suit is far too warm for the present weather and that I should take advantage of this Sunday to buy me a new summer outfit. This is certainly possible in a cosmopolitan city like Frankfurt whose citizens fight the spleen of long weekends by opening the shops on Sunday. As soon as I have found and purchased a sleek and understated grey single-breasted suit the summer is over: a heavy downpour starts. Africa! A sudden nostalgia gets hold of me and only an immediate visit to the Frankfurt Zoo can calm my out of the blue saudade for the continent.
Affe ist ausgerissen!!! Keine Panik!
Heute ist Sommer. Ich beschließe den Morgen im Café im Kunstverein direkt gegenüber der Schirn zu verbringen. Es ist Viertel vor Zehn, als ich dort ankomme und die Bedienung ist noch dabei den Laden herzurichten. Ich warte bis sie alle Vorbereitungen abgeschlossen hat, bevor ich einen Milchkaffee bestelle und mir die Zeitungen vornehme. Es ist ein vollkommen unspektakulärer Tag. Das gefällt mir. Müßiggang ist die einzig richtige Antwort auf die nun immer wärmer werdenden Sonnenstrahlen. Gegen Mittag sind die Temperaturen nun endgültig so hoch gestiegen, dass mein Anzug zu warm geworden ist. Die Geschäfte in der Innenstadt haben überraschender Weise geöffnet. Es ist irgendeine Marketingmaßnahme anlässlich des langen Wochenendes und soll gut sein gegen die Krise. Also nutze ich die Gelegenheit und gehe einkaufen. Ein neuer Sommeranzug soll her. Ein wenig eleganter als der alte darf er ruhig sein und vor allem leichter. Ich entscheide mich für einen grauen, unauffällig karierten Einreiher mit hochgeschnittener Hose und langem Jackett. Dazu kommt noch ein ebenfalls grauer, luftiger Strohhut aus der Herrenabteilung des Kaufhauses an der Hauptwache. Gerade bin ich dabei eine passende Krawatte ausfindig zu machen, da verdunkelt sich innerhalb von Minuten der Himmel und ein Platzregen ergießt sich über die Passanten auf der Straße und die wenigen Besucher des Entertainment* Programmes auf dem Platz vor dem Kaufhaus suchen Zuflucht in den Umliegenden Geschäften. Auf einen Schlag ist die gemächliche Ruhe der Herrenabteilung vorbei und das Kaufhaus ist voll von Menschen, die sich die Zeit damit vertreiben, die Auslagen zu betrachten. Ich gebe den Versuch, eine passende Krawatte zu finden auf, da es hier viel zu hektisch ist und kaufe stattdessen einen Regenschirm. So ausgerüstet kann der Regen mir und meinem neuen Anzugs nichts anhaben und ich setze meine Streifzüge durch die nun angenehm leeren Straßen fort. Zwei Straßen weiter stoße ich auf ein Fachgeschäft für High-End Stereo Anlagen** und exklusive Fernseher. Der Laden ist geräumig und hat vor allem Stil. Also lasse ich mich in der nächsten Stunde über die neuesten Entwicklungen in der Hi-Fi Technologie*** informieren und komme so auch noch in die angenehme Lage auf einem Sofa sitzend, gute Musik zu hören. Der Preis dieser Anlagen ist hoch. Es sei aber eine Anschaffung von Dauer, da würde ich in den nächsten zehn Jahren kein neues Gerät benötigen. Doch ich rechne nicht in solchen Dimensionen. Für mich ist in drei Tagen Schluss und ich bezweifle ob es überhaupt möglich ist 1,20m hohe Lautsprecher in meinem Hotelzimmer zu installieren****. Da es sich nicht lohnt, für meine verbleibenden drei Tage eine solche Anschaffung zu tätigen und der Regen nachgelassen hat, mache ich mich wieder ans Flanieren. Auf dem Weg nach Draußen komme ich an den Fernsehern vorbei. Dort läuft eine Tarzan Verfilmung und ich denke „Afrika!“. Eine alte Sehnsucht nach Weite und nach Nähe zu den wilden Tieren ist auf einmal wieder da. Stärker, als ich sie lange gefühlt habe. Sicherlich, wenn man hier nur genug Zeit verbringt, so ist es möglich sich mit dem Ort zu arrangieren und man vergisst die Begrenzungen dieser Stadt. Es ist noch keine Woche her, dass ich hier angekommen bin und bereits jetzt haben meine Wege eine Routine entwickelt, die mich nun erschreckt. Sieht man einmal von meinem Abstecher ins „Café Laumer“ ab, bewege ich mich seit Tagen in konzentrischen Kreisen herum um das Hotel Neue Kräme und das Zimmer 44, das mich beherbergt. Ich möchte ausbrechen. Wenigstens den Gedanken ein wenig mehr Freiraum erlauben und gehe in den Zoo. Hier ist Afrika, samt Kamelen, Löwen, Schimpansen und Nilpferden. Aber alles unerreichbar auf der anderen Seite der Gräben, Zäune und Glaswände. „Ein ganzer Kontinent hinter Gittern“, denke ich. Schieße aber trotzdem ein paar Fotos mit dem weggesperrten Afrika als Kulisse, als ich den folgenden Hinweis entdecke:
„Affe ist ausgerissen!!! Keine Panik!
Vor allem Jungtiere sind neugierig und unternehmungslustig. Besonders die kleinsten schlüpfen gerne durch die Maschen um Ausflüge in das interessante Umfeld ihrer Gehege zu unternehmen. Die jugendlichen Freigänger kehren Freiwillig zu ihren Eltern zurück. Die soziale Bindung und die gewohnte Fütterung ziehen sie unwiderstehlich an.
Bitte nicht Füttern!!!
Wir danken für ihr Verständnis.“
*an die ungeliebten und vor allem ungebetenen Hüter der deutschen Sprache von gestern: Natürlich hätte ich auch „Belustigungsveranstaltung“, „öffentliche Vergnügungsversammlung“ oder ganz einfach „Volksfest zur Anregung des Kaufverhaltens“ schreiben können. Aber weil ich weiß, dass ihr Euch erst ärgern und tief im Inneren bestätig fühlen werdet, hier extra für euch ein dreifaches donnerndes: „Entertainment-Event“, „Entertainment-Event“, „Entertainment-Event“!
** Und für unsere Sprachreinhalter zu besseren Verständnis: Ich spreche von „hochwertig gefertigten Zweikanal Tonwiedergabegeräten“
*** Hi-Fi = kurz für (engl.) High Fidelity. Gemeint sind solche hochwertig gefertigten Zweikanal Tonwiedergabegeräte, die eine besonders naturgetreue Wiedergabequalität erreichen.
**** installieren = Lehnwort aus dem Lateinischen. Hier für „aufbauen“, „errichten“
Audio-Blog: Heute keine interessanten O-Töne gefunden.
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